Gloryhammer sind ein ganz eigenes Konstrukt. Es ist ja schon ambitioniert ein Projekt auf genau 21 Alben festzusetzen und sich dann für die ersten drei Alben 9 Jahre Zeit zu nehmen. Hochgerechnet werden die Herren also bei Ende der Story weitere taufrische 63 Jahre Bühnenerfahrung haben. Naja, das muss ja nicht schlecht sein.

Photo Credit: Fernando Bonenfant

Die Jungs von Gloryhammer haben zumindest einen Plan, wohin die Reise gehen soll. Und sie sind auf dem Weg. Zugegeben, die Fahrwasser aus 2021 waren unruhig, hat man sich doch einstimmig vom Frontmann Thomas Winkler getrennt. Also so einstimmig, dass der Sänger erst aus den Social-Media Kanälen davon erfahren haben will. Naja, das kommt vor. Ersatz war schnell gefunden. Neue Stimme der Reise um Angus McFife ist nun Sozos Michael. Und der braucht sich wahrlich nicht zu verstecken. Seine Stimme ist deutlich metaliger als die seines Vorgängers, fügt sich aber gut in das Soundgefüge ein.

Während nun der Ex-Sänger die Geschichte als AngusMcSix in seinem Sinne fortführt, und das Ganze in etwa so skuril wird, wie Donald Trumps Statements zu 5G und Covid 19, haben auch die Jungs von Gloryhammer nachgelegt und erzählen der Welt ihre Version von Angus McFife.

Damit ist das vierte Studioalbum der Band fertiggestellt und feierte sein Release am 02. Juni 2023

Die erste Single hat es bereits in sich. In vielerlei Hinsicht. Mit „Holy Flaming Hammer of Unholy Cosmic Frost“ haben Gloryhammer bereits einen Vorgeschmack gegeben. Das Video dazu ist…nun ja, wer Computerspielegrafiken aus den frühen 2000ern mag, wird es lieben. Und bis zur Mitte, ist es auch in sich verständlich. Dann allerdings wird es etwas wirr. Niemand weiß, warum in einem Schloss eigentlich Strom liegt und was SärgeZombiesHologrammeAtomraketen und Pilze da so tun. Es gibt Bands, da ist es wirklich nicht falsch, sich auf die Musik und nicht so sehr auf die Videos zu konzentrieren, bevor das Einhorn seltsame Fragen stellt. Machen wir das lieber mal:

Der Sound ist melodisch, wie eh und je. Der Opener begrüßt uns episch. Insgesamt ist der Sound gewohnt flott und macht Laune. Die Story um Angus McFife wird etwas wirr, aber nicht langweilig. Man ist es ja gewohnt, dass die Jungs manchmal mit einem übergroßen Hammer rumfuchteln und auch sonst gern mal einen drüber sind. Einige Songs nehmen melodisch Bezug auf frühere Songs, was aber völlig in Ordnung ist, denn immerhin befinden wir uns ja in einer Gesamtgeschichte, die auch musikalisch an das bisher Passierte anknüpfen darf. Nur wenige Songs sind belanglos. Interessant ist der Song „Sword Lord Of The Goblin Horde“. Nachtigall ick hör dir trapsen. Da hat doch jemand auf Twitch die Anleitung gesehen, wie man einen Sabaton-Song in 10 Minuten zusammenklöppelt. Ein sehr melodischer, schwerfälliger Refrain, den jeder auch nach dem neunundneunzigsten Bierchen noch mitschunkeln kann.

Den Song „Keeper Of The Celestial Flame Of Abernethy“  kennt der geneigte Fan schon aus einigen Live-performences. Ein hervorragender Life-Song der episch, mitreißend daherkommt und wahrscheinlich der beste Song der Scheibe ist. Aber auch der erinnert arg an einen gewissen Sound einer anderen Band. Mit Panzer. Panzer könnte Angus McFife in der Story auch gut gebrauchen. Aber, wir spoilern euch nicht! Hört selbst rein.

Das Rausschmeißerchen ist -wie immer bei Gloryhammer- lang. Sehr lang. Gewohnt keyboardlastig, abwechslungsreich und eingängig.

Insgesamt ist die Scheibe gelungen. Die neue Stimme der Geschichte um Angus McFife passt gut. Die Geschichte wird gewohnt und abgedreht weitererzählt. Musikalisch wird das Album die bisherigen Fans nicht enttäuschen, ist aber wesentlich mehr, als eine langweilige Fortführung des bisherigen Schaffens. Es steckt schon Entwicklung drin, aber kein Quantensprung, der irgendwen abschrecken könnte. Die Band darf aber auch zukünftig weiter ihrem eigenen Sound treu bleiben. Der ist nicht schlecht, eine so deutliche Orientierung an anderen Bands ist wirklich nicht notwendig.

Wer also die Story um Angus McFife weiterverfolgen möchte, ist gut bedient, wer einfach melodischen Metal mag, liegt auch nicht falsch. Wer Angus McEinsbisvier gesehen hat, meldet sich bitte an der Info und wer Angus McSiebenZwerge auf wish bestellt, ist selber Schuld. Ansonsten: Habt Spaß mit dem Ding.

7/10

Songlist:

  1. Incoming Transmission
  2. Holy Flaming Hammer of Unholy Cosmic Frost
  3. Imperium Dundaxia
  4. Wasteland Warrior Hoots Patrol
  5. Brothers of Crail
  6. Fife Eternal
  7. Sword Lord of the Goblin Horde
  8. Vorpal Laserblaster of Pittenweem
  9. Keeper of the Celestial Flame of Abernethy
  10. Maleficus Geminus (Colossus Matrix 38B – Ultimate Invocation of the Binary Thaumaturge)

Radakteuer: Nana
Info und Contentseite(n): Gloryhammer (HP)
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